Cojocna ist eine kleine Stadt in der Nähe von Klausenburg, in der es kaum Arbeit gibt, dazu drei Romasiedlungen. Die Menschen dort haben kaum Perspektiven. Wenn sie es nicht schaffen, das Liceu zu absolvieren, die Klassen 9 – 12, entweder in Form einer Berufsfachschule oder als studienvorbereitendes Gymnasium, bleibt ihnen nur ein Leben als Tagelöhner auf dem Bau oder in der Landwirtschaft mit einer geringen zusätzlichen staatlichen Unterstützung. Absolvieren sie aber die Oberstufe, besitzen sie eine abgeschlossene Berufsausbildung. Denn in Rumänien gibt es nicht die Lehre wie in Deutschland. Wenn man das Liceu etwa als Mechaniker oder Friseurin in der 12. Klasse abgeschlossen hat, tritt man direkt ins Berufsleben ein. Die Absolventen aus Cojocna könnten sich dann eine Arbeit im nahegelegenen Cluj-Napoca suchen.
Der rumänisch-orthodoxe Pfarrer in Cojocna heißt Georgel Rednic und hat in Neuendettelsau in Franken an der theologischen Hochschule studiert. Er hat nun für die Kinder der achten Klasse in Cojocna ein Nachhilfeprogramm organisiert: Es sind im Moment 18 Kinder, die jede Woche nachmittags viermal eine Doppelstunde in Mathematik (montags, dienstags) und Rumänisch (mittwochs, donnerstags) erhalten. Das sind die Fächer, in denen gerade die Romakinder großen Nachholbedarf haben und zugleich die Hauptprüfungsfächer im Liceu – neben der Prüfung im Spezialfach des Liceu, entweder für einen bestimmten Beruf oder für eine Studienrichtung wie Informatik, Biologie oder Kunst.
In Rumänien ist es üblich und nötig, über den Regelunterricht hinaus zusätzlich „Meditatii“ – Nachmittagsunterricht zu besuchen. Wer eine Chance auf einen guten Hauptschulabschluss und den Erfolg im Liceu haben will, zahlt üblicherweise viel Geld für außerschulischen Zusatzunterricht. Die Kinder der Romasiedlungen, die nicht nur zuhause keinerlei Förderung durch die Eltern erwarten können, sondern dazu noch große disziplinarische Schwächen haben, können sich so etwas nicht leisten und erhalten durch dieses Projekt eine riesige Chance.
Wir haben im Frühjahr 2014 erstmal eine der Siedlungen besucht: zerfallende Hütten, große Familien in einem einzigen kleinen Raum, große Armut. Pater Georgel möchte gerade den Romakindern Mut machen und ihnen helfen. Er hat den Eltern das Einverständnis zur Teilnahme an diesem Projekt abgerungen. Er hat die Lehrer, die monatelang zuverlässig und unter schwierigen disziplinarischen Verhältnissen nachmittags unterrichten müssen, engagiert – ihre Fahrkosten werden in Form von Gutscheinen für Brennholz im Winter erstattet. Er hat mit dem Bürgermeister und dem Schuldirektor Ort und Zeit des Unterrichts organisiert und auch für ein kleines Mittagessen für diese Kinder zur Motivation zum regelmäßigen Besuch der Nachmittagsschule gesorgt. Zumindest am Anfang will er auch im Unterricht als Respektsperson für Ruhe sorgen. Am Ende des Projekts, an dem auch bedürftige rumänische Kinder aus Cojocna teilnehmen, soll es einen Ausflug für die Schüler geben, die den Übergang in die Oberschule geschafft haben.
Ab 2016 unterstützen wir Pater George beim Bau eines Diakoniezentrums in der Romasiedlung Jeler, wo die Kinder Hausaufgaben machen können, eine Waschgelegenheit haben werden und ihnen ein Nachhilfe- und Freizeitprogramm angeboten wird.